Wir sprechen mit Petra Thaller, der Gründerin von Outdoor Against Cancer oder kurz OAC. Durch eine eigene Krebserkrankung hat Sie den positiven Einfluss von Outdoor-Aktivitäten auch während der Krebstherapie erkannt. Mit OAC möchte Sie nun Menschen die an Krebs erkrankt sind, sowie deren Familien und Freunden, einen Zugang zu Outdoor-Aktivitäten und Sport im Freien ermöglichen. Messe.TV Moderator Jürgen Groh spricht mit Petra Thaller auf der Outdoor in Friedrichshafen.
Jürgen Groh: Wir sind auf der Messe auf ein ernstes Thema gestoßen, das Thema Outdoor Against Cancer. Wie kam es zu dem Ganzen? Petra Thaller: Ich habe mir einen Traum erfüllt, ich war in Papua-Neugiunea auf einem von den Seven Summits auf der Carstensz Pyramide und nachdem wir 2 Gipfel bestiegen haben bin ich beim Rückmarsch bei der Flußüberquerung auf die Brust gefallen. Davon habe ich zuerst ein großes Hämatom bekommen, das nicht zurückging. Deshalb bin ich zu meinem Frauenarzt, der 2 Tage vor Weihnachten nicht so recht wusste was es ist und dann hat sich innerhalb von 3 Wochen die Brustform komplett verändert, die Brustwarze hat sich nach Innen gezogen und à la longue hat man dann festgestellt, dass ich bereits 6 Tumore in der Brust hatte, der Größte war 2,5 cm der Kleinste war 5 Millimeter. Und dann ging das Prozedere mit Lymphknotenentnahme, Port setzen und Chemotherapie los. Jürgen Groh: Wie kam es speziell zur Outdoor Against Cancer, das ist doch ein Programm dass Sie entwickelt haben? Petra Thaller: Ich war während meiner Chemotherapie mit einem Freund auf Skitour und er hat gemeint, dass wir doch mit Krebspatienten auf Skitour gehen könnten. Ich habe gesagt, dass wenn ich abseits meines Magazins noch einmal irgendwas anfangen sollte, es Hand und Fuß haben muss. In der Woche habe ich mir gedacht dass Outdoor Against Cancer ein guter Begriff ist und dann habe ich mich erkundet und festgestellt dass es über 2000 Studien weltweit gibt die das bestätigen, was ich gefühlt habe. Outdoor- und Sportaktivitäten vor und während der Krebstherapie sind sehr sinnvoll, weil man sich sehr viel besser fühlt. So ist es zu den ersten Schritten von Outdoor Against Cancer gekommen. Jürgen Groh: Was macht ihr in dem Outdoor Against Cancer Programm, was ist euer Inhalt? Petra Thaller: Anfänglich haben wir uns gedacht, dass wir Sportprogramme für Krebspatienten, deren Freunde und Familien machen um dieses Thema der Inklusion zu spielen. Fakt ist aktuell dass wir Aufklärungskampagnen machen, dass wir uns mit dem Thema Aufklärung beschäftigen und jetzt gerade dabei sind ein deutschlandweites Netzwerk an Angeboten aufzubauen und auch ein Österreich weites Netzwerk. Das wird jetzt schon sehr groß, wobei ich auch sagen muss, dass der erste Schritt die Aufklärung ist. Wir wissen das, dass Sport vor während und nach der Krebstherapie sehr gut ist. Das haben die Leute vielleicht schon einmal gehört. Aber so richtig angekommen ist es in der Gesellschaft definitiv noch nicht.
Jürgen Groh: Und dann kommt noch eins dazu, wenn jemand die Diagnose gestellt bekommt, kommt erstmal der Schock und dann vielleicht die komplette Lethargie. Holen Sie Menschen da raus? Petra Thaller: Ja da gibt’s ein sehr gutes Beispiel, ich habe bei mir in der Sportgruppe einen jungen Mann der 43 ist. Er hat einen Gehirntumor der gutartig ist. Aber das spielt keine Rolle wenn er mit der Chemotherapie nicht weggeht, dann ist es wirklich schlecht. Nach 5 Monaten wurde er von der Psychoonkologie an mich verwiesen. Am Anfang war er ein bisschen lethargisch und hat gesagt er weiß nicht so recht. Jetzt läuft er mit uns den Großglockner Berglauf in der Staffel mit und der Tumor ist um 60 Prozent zurückgegangen was amazing ist. Das heißt aber nicht, dass unser Sport den Tumor verringert hat, sondern dass das Zusammenspiel aus körperlicher Fitness und der Chemotherapie einen Moment ausgelöst hat dass er jetzt wieder fit ist. Jürgen Groh: Hier sehe ich eine Reihe von Produkten, gehören die auch mit dazu? Petra Thaller: Klar gehören die dazu, das sind unsere Unterstützer aus der Outdoor Branche. Ich komme aus der Outdoor Branche und als ich Outdoor Against Cancer gegründet habe, habe ich Klean Kanteen gefragt ob sie uns ein paar Flaschen geben können. So hat sich das im Laufe der Zeit entwickelt. Zwischenzeitlich haben wir ganz viele Partner und auch Partner, die ihre Produkte mit unserem Label zum Beispiel beim Sport Schuster verkaufen. Jürgen Groh: Und davon geht ein Teil an die Stiftung?
Petra Thaller: Ein Teil des Geldes geht an Outdoor Against Cancer. Buff ist auch ein Partner der ersten Stunde. Mir gefällt das gut, weil die Mütze eine Höhenlinien Struktur hat so wie das Leben rauf und runter geht. Da sind auch viele Berge dabei, was den Leuten zeigen soll, dass sie von den Tälern auch wieder auf den Berg kommen. Dann haben wir die beiden Schuhe von Viking. Die werden auch gerade ohne Gore Membran produziert was mir sehr wichtig ist, weil Gore auch krebserregend ist. Deshalb habe ich gesagt, dass wir einen Viking Schuh haben wollen, aber ohne Membran. Das ist wunderbar. Jetzt gibt es eine Produktion von 600 Paar Schuhen wo 20€ an Outdoor Against Cancer pro verkauftes Paar gespendet werden. Jürgen Groh: Was habt ihr mit eurem Projekt in Zukunft vor, wo geht es hin? Petra Thaller: Ich komme aus dem Bereich Journalismus, es wird natürlich über Outdoor Against Cancer ein Buch geschrieben und wir planen gerade einen Weg über die Alpen, einen Outdoor Against Cancer Weg, der für die Krebspatienten machbar ist. Wo man etwas kürzere Etappen hat und wo man gewisse Tourismusregionen miteinbinden kann und dann werden wir sehen, wie es weitergeht. Jürgen Groh: Tolle Idee, ich wünsche Euch alles Gute.