Mit dem MK 120-5.1 E bringt Liebherr einen Mobilbaukran auf den Markt, der zwei bislang oft getrennte Anforderungen vereint: volle Leistungsfähigkeit und emissionsfreier Betrieb. Durch das neue hybride Antriebskonzept lässt sich der Kran sowohl mit klassischem Dieselmotor als auch vollständig elektrisch betreiben. Der Bediener hat jederzeit die Möglichkeit, zwischen beiden Antriebsarten zu wechseln – abhängig davon, wo und wie der Kran eingesetzt wird.
Ein wesentliches Merkmal des MK 120-5.1 E ist die Möglichkeit, vollständig „unplugged“ zu arbeiten. Auf dem Oberwagen ist ein leistungsstarkes Batteriepaket montiert, das den Kran für einen Zeitraum von etwa vier bis fünf Stunden vollständig mit Energie versorgt – ohne Netzanschluss, ohne externe Stromzufuhr. Diese Akkukapazität genügt für typische Einsätze auf der Baustelle und bietet maximale Unabhängigkeit. Wer länger elektrisch arbeiten möchte, kann den Kran alternativ an das reguläre Stromnetz anschließen. Hierzu stehen Anschlüsse für 16 oder 32 Ampere zur Verfügung. Damit wird ein durchgehender elektrischer Betrieb auch bei längeren Einsätzen möglich – etwa im Mehrschichtbetrieb.
Der große Vorteil: Die Maschine muss nicht fest an eine Ladestation gebunden sein. Sobald der Akku ausreichend geladen ist, funktioniert der komplette Baustellenbetrieb vollelektrisch. Besonders für Baustellen ohne festen Netzanschluss ist das ein erheblicher Vorteil. Der Bediener kann den Energiefluss aktiv steuern und den Kran bedarfsgerecht einsetzen.
Die Entscheidung, ob der Kran im Diesel- oder Elektrobetrieb läuft, liegt vollständig beim Kranfahrer. Möglich wird dies durch die Integration des LICCON3-Steuerungssystems – ein Steuerungskonzept von Liebherr, das konsequent auf Benutzerfreundlichkeit und Transparenz ausgelegt ist. Der Wechsel der Antriebsart erfolgt direkt über ein zentrales Touchdisplay in der Kabine. Dort kann mit wenigen Eingaben festgelegt werden, welcher Antrieb aktiv ist.
In der Praxis bedeutet das: Der Kranfahrer hat volle Kontrolle. Soll der Kran auf der Baustelle leise und emissionsfrei arbeiten, wird auf Elektro umgestellt. Muss der Kran zur nächsten Baustelle umgesetzt werden, wird auf den Dieselmotor gewechselt. Diese Möglichkeit der flexiblen Anpassung erhöht die Einsatzbandbreite erheblich. Besonders in Städten oder auf sensiblen Baustellen ist diese Flexibilität oft entscheidend für die Einsatzfähigkeit.
Ein häufiges Vorurteil gegenüber elektrifizierten Baumaschinen betrifft die Leistungsfähigkeit im Akkubetrieb. Beim MK 120-5.1 E hat Liebherr jedoch besonderen Wert darauf gelegt, dass keinerlei Einschränkungen im Betrieb entstehen. Auch im Elektromodus stehen sämtliche Funktionen des Krans in vollem Umfang zur Verfügung: Heben, Senken, Verfahren – alles funktioniert mit der gewohnten Geschwindigkeit. Selbst während der Vorführung war der Kran weder am Stromnetz angeschlossen noch wurde der Dieselmotor verwendet – und dennoch zeigte die Maschine volle Performance. Dass sich der Kran selbstständig über das Batteriepaket mit Energie versorgt, ist für den Bediener im Alltag kaum spürbar.
Trotz der hohen Leistungsfähigkeit des Elektrosystems bleibt der Straßentransport weiterhin Aufgabe des Dieselmotors. Mit rund 60 Tonnen Gesamtgewicht ist der MK 120-5.1 E nicht für rein elektrisches Fahren im öffentlichen Straßenverkehr konzipiert. Hier stoßen Batteriesysteme nach wie vor an physikalische Grenzen – sowohl bei der Reichweite als auch bei der Wirtschaftlichkeit. Daher bleibt der Dieselantrieb auf öffentlichen Straßen die technisch sinnvolle Lösung. Auf der Baustelle hingegen kann der Elektrobetrieb seine Stärken voll ausspielen.
Ein weiterer Vorteil des elektrischen Antriebs liegt in der erheblich geringeren Geräuschentwicklung. Während des Vorführbetriebs war der Kran kaum zu hören – auch nicht bei Hebe- oder Senkbewegungen unter Last. Diese Geräuscharmut erweitert die Einsatzmöglichkeiten deutlich. In Städten, bei Nachtarbeiten oder auf Baustellen mit Anwohnernähe wird die Lärmbelastung zum zentralen Faktor. Der MK 120-5.1 E bietet hierfür eine Lösung, die weder auf Leistung noch auf Bedienkomfort verzichtet. Gerade in Regionen, in denen laute Maschinen zu bestimmten Uhrzeiten verboten sind, kann der Kran auch nachts betrieben werden – ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Die Nachfrage nach hybriden Kransystemen steigt spürbar – besonders in Ländern mit hohen Umweltstandards. In den Niederlanden und Skandinavien sind Bauunternehmen teilweise bereits verpflichtet, emissionsfreie Maschinen einzusetzen. In anderen Fällen bestehen finanzielle Anreize oder Ausschreibungsanforderungen, die Maschinen mit alternativen Antriebskonzepten bevorzugen. Liebherr registriert insbesondere aus diesen Regionen ein wachsendes Interesse an dem MK 120-5.1 E. Aber auch in asiatischen Ballungsräumen zeigt sich ein wachsendes Bewusstsein für leise und saubere Maschinen. Dort ermöglicht der geräuscharme Betrieb beispielsweise den Einsatz während der Nachtstunden – ein klarer Wettbewerbsvorteil.
Ein Argument für den MK 120-5.1 E ist nicht nur die Umweltfreundlichkeit, sondern auch die Wirtschaftlichkeit. Kunden berichten bereits von deutlich höheren Mietraten – teils 50 % mehr im Vergleich zu konventionellen Dieselkränen. Das lässt sich auf die Kombination aus Emissionsfreiheit, leisem Betrieb und hoher Einsatzflexibilität zurückführen. Wer den Kran regelmäßig vermietet oder häufig einsetzt, kann durch diese Mehrerlöse den höheren Anschaffungspreis mittelfristig ausgleichen. Bei mehreren Einsätzen pro Woche und einer Jahresauslastung im Bereich von 200 Arbeitstagen kommt eine nennenswerte Summe zusammen. Aus Sicht der Betreiber ist die Investition damit nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch betriebswirtschaftlich vertretbar.
Liebherr entwickelt die Elektromobilität im Kransystem konsequent weiter. Mit dem MK 120-5.1 E wurde die nächste Gewichtsklasse erschlossen. Während zuvor ein elektrischer 50-Tonnen-Dreiachser im Fokus stand, erweitert das neue Modell die Möglichkeiten deutlich. Der MK 120-5.1 E ist ein Fünfachs-Mobilbaukran mit 150 Tonnen Tragkraft – eine Größenordnung, die beweist, dass Elektromobilität auch im Schwerlastbereich funktioniert. Die Skalierbarkeit des Konzepts macht deutlich, dass Liebherr auf langfristige Lösungen setzt – nicht nur für Spezialanwendungen, sondern für den breiten Einsatz auf anspruchsvollen Baustellen.