Kluge Köpfe und Forschergeist sind gefragt, wenn es um Forschung und Entwicklung geht - an beidem fehlt es dem Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb der technischen Universität Berlin in keinem Fall. Das IWF zeigt auf der GrindTec 2016 einige Projekte und Ergebnisse Ihrer Arbeit. Bauteile, Werkzeuge und ein kleines Highlight.
Ja auf der Grindtec sind wirklich viele Firmen aus aller Welt vertreten aber es geht hier auch wissenschaftlich zu. Die TU Berlin zum Beispiel hat in Sachen Schleiftechnik sehr viel Forschung betrieben und stellt hier aus. Und was die uns für Ergebnisse mitgebracht haben das schaue ich mir jetzt einmal an! Simone Dericks: Hallo Herr Schröer, grüße Sie! Ja sie sind von der Universität Berlin. Nikolas Schröer: Richtig. Von der Technischen Universität Berlin. Simone Dericks: Was machen Sie hier auf der Schleifermesse? Nikolas Schröer: Das hat ganz viele Gründe, das ist eine hervorragende Möglichkeit hier unsere Forschungsthemen und Forschungsprojekte im Rahmen der Messe und der weltweit größten Fachmesse für Schleiftechnik auszustellen. Und wir haben hier die Möglichkeit durch viele unserer Themen die wir hier bearbeiten in verschiedenen Bereichen vorzustellen. Wir haben knapp zwölf Mitarbeiter die sich mit der Feinbearbeitung auseinandersetzen und da insbesondere die klassische Schleiftechnik abdecken, mit dem klassischen Rund-, Planschleif sowie anderen Verfahren. oder dem Werkzeugschleifen. Und eben noch eine Gruppe die sich mit der Feinst- und Finishingbearbeitung auseinandersetzt.
Simone Dericks: Das heißt Sie forschen nur oder Sie entwickeln auch? Nikolas Schröer: Beides kann man sagen. Wir haben die Möglichkeit - dadurch dass wir eben ein Partnerinstitut haben, das Fraunhofer IPK - dort Hand in Hand zusammenzuarbeiten und auf der einen Seite universitäre Grundlagenforschung zu betreiben und auf der anderen Seite in Kooperation mit dem Fraunhofer Institut anwendungsnahe Industrieforschung zu betreiben. Das heißt wir machen beides. Wir arbeiten für Firmen aber auch mit Firmen zusammen. Simone Dericks: Ja ich sehe auch in den Vitrinen sind einige Gegenstände die Sie entwickelt haben unter anderem. Da würde ich gerne einmal rübergehen.
Nikolas Schröer: Gerne. Hier haben wir eine Auswahl von Bauteilen, Werkzeugen die einen kleinen Bruchteil von dem widerspiegeln was wir in der letzten Zeit gemacht haben. Hier zum Beispiel der strukturierte Lagerring. Ein Forschungsprojekt wo es um das kinematische modulierte Schleifen geht. Die haben also durch den modulierten automatischen Schleifprozess eine bestimmte Struktur. Ähnlich wie bei einer Zylinderfläche soll das dafür sorgen dass die Schmierwirkung oder die Schmierfilm-Bildung im Prozess, im Einsatzverhalten eben besser ist durch solche Strukturierung auf diesem Lagerring. Wobei das am Lagerring jetzt nur mal ein Analogiebauteil ist von der Prozessabwicklung, die später dann auf Zahnrädern oder Ähnlichem angewendet werden soll, so wie sie hier liegen um eben dann in Getrieben für geringere Lärmemission oder weniger Verschleiß der Zahnräder sorgen soll. Dann ist es natürlich immer die Adelung eines Forschers wenn sich dann das Erforschte auch in der Industrie durchsetzt, das wird sich aber dann zeigen.
Simone Dericks: Herr Schröer, ich sehe jetzt hier vorne so eine kleine Batallion an Fräsern. Wo verwenden Sie die in der Industrie? Nikolas Schröer: Die Fräser werden in ähnlicher Weise - und das ist jetzt ein ganz schönes Beispiel dafür wie Dinge aus der Forschung dann auch in die industrielle Anwendung kommen können - denn hier haben wir in einem Forschungsprojekt keramische Fräswerkzeuge entwickelt für die Bearbeitung von Turbinenbauteilen aus Superlegierung wie Inconel. Sehr schwer zu bearbeiten und was man hier braucht ist ein Werkstoff der sehr hochwarmfest ist. Das bringt die Keramik mit sich deswegen haben wir aus dieser Keramik Fräser hergestellt und bringt auf der anderen Seite hohe Anforderungen an den Schleifprozess mit, der diese Fräser herstellt. Wir haben natürlich auch einen Eyecatcher mitgebracht, den ich Ihnen gerne zeigen würde. Simone Dericks: Ja Herr Schröer, das sieht futuristisch aus! Was haben wir denn hier?
Nikolas Schröer: Das ist ein Demonstrator. Der soll die Prozesskinematik beim Doppelseiten-Planschleifen mit Planetenkinematik darstellen. Und zum besseren Verständnis, das ist ein Schleifprozess oder beziehungsweise ein kleines Modell einer Maschine, die bei uns im Institut steht und diese Maschine hat eine Prozesskinematik die nicht alltäglich ist - auch für Schleifer nicht alltäglich - und deswegen haben wir hier einen Demonstrator mitgebracht, der eben die Kinematik oder besser gesagt die Laufwege der Bauteile, die hier weiß sind über der Schleifscheibe die hier oben und unten ist, darstellen soll. Ich mach das mal eben an. Dann lässt sich das ganz gut nachvollziehen. Hier kann man diese Planform, die die Teile über der Schleifscheibe vollführen durch verschiedene Parameter einstellen und das soll das eigentlich nur einmal verdeutlichen.
Simone Dericks: Das ist in Ihrer Entwicklung jetzt ganz groß bei Ihnen? Nikolas Schröer: Die Maschine nicht. Diese Kinematik nicht. Aber wir haben hier viele spannende Themen auf dieser Maschine wo es um resonanzoptimierte Maschinengestelle geht oder eben um die Bearbeitung von sehr harten Bauteilen die planparallel sein müssen. Ich gebe Ihnen ein Beispiel. In jeder Wassergarnitur sind keramische Regelscheiben drin, die genau auf solch einer Maschine bearbeitet werden und wo kein Wasserhahn arbeiten würde wenn nicht diese Bauteile dort drin wären. Simone Dericks: Können Sie uns verraten woran Sie gerade so forschen? Was in den nächsten Jahren von Ihnen auf uns zukommen wird! Nikolas Schröer: Ja die Zukunft! Wir sind natürlich immer auf der Suche nach starken Kooperationspartnern. Aber wir haben eine Menge spannender Forschungsthemen die wir weiterhin bearbeiten werden und auch in Zukunft bearbeiten werden. Wir haben hier so ein bisschen den Fokus auf unserem Messestand auf verschiedene Themen gesetzt. Eins der Themen ist die Schleifwerkzeug-Charakterisierung, die es uns möglich macht mit neuen Messmethoden Werkzeuge oder Schleifscheiben in ihrer komplexen Zusammensetzung besser zu analysieren und zu schauen was ist da eben drin? Wie ist es da drin orientiert? Wieviel davon ist da drin und so weiter. Um im besten Fall daraus eine Werkzeugoptimierung und im Endeffekt eine Prozessoptimierung ableiten zu können. Simone Dericks: Und dann erstmal noch eine erfolgreiche Messe! Nikolas Schröer: Danke. Auf Wiedersehen. Verabschiedung. Ende des Gesprächs. Offizielle Webseite von IWF TU Berlin: www.iwf.tu-berlin.de weitere Videos zur GrindTec 2016