Der Berliner Verbau zählt zu den klassischen Verfahren im Bereich der Baugruben- und Grabenverbauung. Er wird eingesetzt, um während der Bauphase die seitlichen Erddruckkräfte abzufangen und angrenzende Strukturen oder Verkehrsflächen zu schützen. Das Verfahren ist vergleichsweise einfach umsetzbar, flexibel einsetzbar und kann je nach Anforderung dauerhaft oder temporär ausgeführt werden. Gerade bei innerstädtischen Baustellen oder beengten Platzverhältnissen hat sich der Berliner Verbau seit Jahrzehnten bewährt.
Kern des Verfahrens ist eine Kombination aus senkrechten Stahlprofilen – meist HEB- oder IPE-Träger – und einer horizontalen Ausfachung, etwa in Form von Holzbohlen, Stahlplatten oder Fertigteil-Elementen. Die Stahlträger werden zunächst in den Boden eingebracht. Dies geschieht entweder durch Rammen, Bohren mit anschließender Verfüllung oder Einpressen in vorgefertigte Führungen. Die Träger richten sich dabei nach dem geplanten Aushubverlauf.
Im nächsten Schritt erfolgt der Aushub der Baugrube in Teilabschnitten. Parallel dazu wird die Ausfachung zwischen die Stahlträger eingesetzt – klassisch in Form von Holzbohlen, die je nach Tiefe und Lastfall nachgerückt oder ausgetauscht werden können. So entsteht ein stabiler Verbau, der den Erddruck aufnimmt und das Nachrutschen des Bodens verhindert.
Typische Anwendungsfälle für den Berliner Verbau finden sich im Kanalbau, bei Hausanschlüssen, Leitungsarbeiten oder kleineren Baugruben, vor allem im innerstädtischen Bereich. Aufgrund des modularen Aufbaus eignet sich das Verfahren besonders für:
Der Berliner Verbau überzeugt durch seine einfache Umsetzung, geringe Vorbereitungszeit und hohe Wiederverwendbarkeit der Komponenten. Die Stahlträger und Bohlen können nach Abschluss der Bauarbeiten zurückgebaut und auf anderen Baustellen erneut eingesetzt werden. Zudem sind nur geringe Maschinenzugänge erforderlich, was den Einsatz auch in dicht bebauten Innenstädten oder Hinterhöfen möglich macht. Im Vergleich zu anderen Verbauverfahren wie Spundwänden oder Schlitzwänden ist der Berliner Verbau kostengünstiger und schneller herstellbar – allerdings auch nur für begrenzte Tiefen und bei mittleren Lasten geeignet. Bei anspruchsvolleren statischen Anforderungen oder Grundwasserproblemen stößt das Verfahren an Grenzen, weshalb hier spezielle Abdichtungstechniken oder alternative Systeme zum Einsatz kommen.
Trotz moderner Alternativen gehört der Berliner Verbau nach wie vor zu den Standardlösungen im Tiefbau. Seine Vielseitigkeit, Wirtschaftlichkeit und einfache Handhabung machen ihn besonders im städtischen Raum zu einem gefragten Verfahren für temporäre Verbauarbeiten. Für Unternehmen, die regelmäßig mit Kanal-, Kabel- oder Fundamentarbeiten befasst sind, bleibt der Berliner Verbau eine bewährte Methode – technisch ausgereift, effizient und mit hohem Wiederverwendungswert.